Willkommen in der Akademie
der Wissenschaft vom Nichtwissen
Zur Kultivierung des Nichtwissens als komplementäres Wissen in den Wissenschaften


Die Geschichte der Wissenschaften ist auch immer eine Geschichte des Nichtwissens.  
Aus Angst vor dem Ozean des Nicht-Wissens über die Zukunft machen sich die Menschen Vorstellungen vom Jetzt und der Vergangenheit, fertigen Karten an, die Wege im Ungewissen zeigen sollen. Damit aber zukünftiges Geschehen bis zum Ende der Welt vorhersagen zu wollen, ist besonders abwegig, weil aus dem Ozean des Nichtwissens nur kleine Inseln heutigen Wissens aufgetaucht sind, jedoch der Ozean zwischen diesen Inseln immer größer wird. 
Besonders in den modernen Naturwissenschaften des 20.Jahrhunderts ist eine stetige Zunahme des Nichtwissens zu konstatieren. 

Mit jedem neuen, immer noch genauer den Kosmos erfassenden Teleskop steigt das Nichtwissen und die Anzahl der Fragen überproportional. In der Quanten-Physik in der vorherrschenden Kopenhagener Interpretation ist durch die Heisenbergsche Unschärferelation endgültig vorgegeben, dass nur entweder Ort oder Impuls gewusst werden kann, das jeweils andere muss dann unbekannt bleiben. In der Interpretation von David Bohm und Louis de Broglio hält die Nichtlokalität Einzug in die Physik. So ist also das Nichtwissen in der Physik grundlegend. Nichtwissen allenthalben: Auch bei theoretisch vollständiger Kenntnis aller Mikrozustände ist es unmöglich, daraus den Makrozustand eines Materials zu bestimmen! Siehe Unberechenbare Festkörper hier. Bestimmte mathematische Fragen sind ‚unentscheidbar’ – sie sind weder wahr noch falsch, sondern außerhalb der Reichweite mathematischer Erkenntnis-möglichkeiten. Kurt Gödel lässt grüßen….. 

Aber nicht nur die Naturwissenschaften, sondern auch die Geisteswissenschaften sind durchdrungen einerseits vom Nichtwissen können und andererseits vom Nichtwissen wollen, wobei hier eine eindeutige Trennung der beiden Bereiche des Nichtwissens nur schwer möglich ist. Nichtwissen wollen kann zu Nichtwissen können führen und umgekehrt.  

Die Akademie der Wissenschaft vom Nichtwissen wurde 2023 von dem freischaffenden Lebenskünstler René Talbot gegründet. Die Akademie ist aus dem ebenfalls von ihm 2016 gegründeten Kurt Gödel Freundeskreises hervorgegangen. 

Zentrale Aufgabe der Akademie ist, das Wissen vom Nichtwissen zu mehren. Dazu sollen verschiedene Formen von Nichtwissen (z. B. Nichtwissen können, Nichtwissen wollen oder aber auch das Nichtwissen lassen) in den Wissenschaften erforscht und diskutiert werden. Ziel ist, die Ignorantologie (Lehre vom Nichtwissen) als elementaren Bestandteil der Wissensgesellschaft zu etablieren. Zu diesem Zweck streben wir auch Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen, gesellschaftlichen Organisationen und der Wirtschaft an.  

Die Akademie der Wissenschaft vom Nichtwissen wird in regelmäßigen Abständen einen Essaywettbewerb, den „Ignorabimus“ ausschreiben, der erstmalig in 2024 stattfinden wird. Als längerfristiges Projekt ist geplant, ein Dokumentationszentrum über die Irrtümer in den Wissenschaften aufgrund von Nichtwissen einzurichten. 

--------------------------------------

Wissenschaft schafft immer auch Nichtwissen –
das ist die andere Seite der Fortschrittsgeschichte
 
Artikel zum Wettbewerb und der Akademie in der Neue Zürcher Zeitung vom 12.09.2024, siehe hier
Über die Akademie